GERMAN
„Das Hauptproblem ist, dass es nichts zu tun gibt“, bringt Gerald Milford das Leben vieler Navajo-Indianer im Reservat auf den Punkt. 60% Prozent der Stammesangehörigen sind arbeitslos, die Folgen sind Alkoholismus, Drogenmissbrauch und häusliche Gewalt. Jedes Jahr macht sich deshalb eine kleine Gruppe Navajo-Indianer auf einen Marsch rund um das Reservat, 700 Meilen, mehr als 1.100 km. Sie wollen auf ihre aktuelle Situation aufmerksam machen und an den „Trail Of Tears“ (1831) und den „Long Walk“ (1864) erinnern, mit denen die erzwungene Umsiedlung der Indianer in Reservate begann und die tausenden Ureinwohnern das Leben kostete.
Diese Zwangsumsiedlung und der damit einhergehende kulturelle Niedergang vieler Stämme ist immer noch nicht überwunden. Jan-Niklas Bamler portraitiert in seiner Kurz-Dokumentation „The Long Walk Home – 700 Meilen im Land der Navajo“ den Navajo Gerald Milford, der sich als 42-Jähriger endlich aus dem Alkoholismus-Sumpf befreien will. Für ihn ist der Marsch mehr als politischer Protest: Eine letzte Chance, ein neues Leben zu beginnen.
Jan-Niklas Bamler bleibt mit der Kamera ganz dicht bei seinem Protagonisten und seinen Begleitern. Schmerzhaft direkt schildert Milford seinen Lebensweg und offenbart obendrein noch ein dunkles Geheimnis seiner Vergangenheit, das ihn mit einer seiner Begleiterinnen verbindet. Bamlers Bilder zeigen einen Mann, der verzweifelt nach einem Weg sucht, mit sich und seinen Stammesbrüdern und -schwestern ins Reine zu kommen. Das ist durchaus bewegend, selbst wenn wir nur eine knappe halbe Stunde mit auf dem Trail um das Reservat sind. Am Ende wird klar: Gerald ist auf dem Weg der Heilung, aber es liegt noch ein gutes Stück des Weges vor ihm, bis er bei sich angekommen sein wird. Doch damit ist er schon sehr viel weiter, als die meisten seiner Stammesbrüder.
ENGLISH
"The Long Walk Home - 700 miles in the Land of the Navajo" (Jan-Niklas Bamler, Germany / USA 2009)
"The thing is that there is just nothing to do" as Gerald Milford characterises the lives of many on the Navajo reservation: 60% percent of tribal members are unemployed. The consequences are alcoholism, drug abuse and domestic violence.
People are not willing to live with this situation any longer. In order to make a difference, a small group of Navajos walk more than 700 miles all the way around the Navajo Nation, in remembrance of their history, the "Long Walk", and in order to protest against the tribe’s situation. But for Gerald Milford, a 42 year old Navajo, the march is more than political protest: it is a last chance to start a new life, to take his own walk home.